Frühling - neues Leben

 

Nicht nur die Pflanzen treiben im Frühjahr aus, nutzen die wärmeren Temperaturen und länger werdenden Sonnenstunden für erneutes, fortgesetztes Wachstum. Auch die Tierwelt erlebt ein Erwachen aus den Wintermonaten. Neues Leben wird im Frühling geboren, um über die warmen und ertragreichen Monate Kräfte sammeln zu können für den kommenden Winter. 

Gut sichtbar für uns alle ist das an den Vögeln in unseren Gärten oder anderen Grünflächen auch im städtischen Bereich, z.B. die Kohlmeise oder die Amsel, die vielfach bereits im März ihren Nestbau erledigt haben und bereits ab März brüten, sofern nicht ein besonders harter Winter den Anfang verzögert.

Weniger bekannt mag sein, dass bereits im März die ersten Junghasen geboren werden, in Feldflur und Wiesen. Der Dachs wirft seine Jungen bereits im Februar, der Fuchs  seine Welpen im März bis April. Beide Tierarten befinden sich mit ihrem Nachwuchs gut geschützt im Dachs-/Fuchsbau.

Auch die Brutzeiten der Bodenbrüter Kiebitz, Feldlerche, Rebhuhn und Fasan liegen im April bis Mai bzw. Juni. Deren Gelege befinden sich, wie die Lager der Junghasen, im Wesentlichen auf dem Boden, in Wiesen oder Äckern, nur der Fasan bevorzugt für sein Gelege eher einen Bereich im Unterholz oder in Hecken.


Nachwuchs des Rehwilds

Der Nachwuchs des Rehwilds erblickt ebenfalls im Frühling das Licht der Welt, der Großteil der Kitze werden in einem Zeitraum von Mai bis Mitte/Ende Juni geboren, d.h. gesetzt. 

Je nach Vegetationsentwicklung kann dies auch bereits im April oder gar März beginnen. Wenige Stunden nach der Geburt verlässt das Muttertier, die Reh-Geiß, ihre Kitze wieder. Sie bleibt natürlich in der Nähe, um täglich regelmäßig zu säugen, hält jedoch Abstand, um die anfangs geruchlosen Rehkitze vor deren Feinden zu schützen.

Die Kitze legen sich einzeln verteilt in Wiesen ab, gut getarnt durch ihr Fell mit den weißen Punkten. Bei Gefahr reagiert ein Kitz in den ersten zwei Lebenswochen ausschließlich mit einem Duck-Instinkt, d.h. es setzt einfach darauf, nicht bemerkt zu werden. Es duckt sich bei Gefahr so flach wie möglich regungslos in sein Lager. Mit einem Alter von zwei Wochen setzt erst der Fluchtinstinkt ein.

 

Felder, Wiesen, Äcker - die Kinderstube der Jungtiere, kein Spielplatz für Hunde 

Die Felder, Wiesen und Äcker sind im Frühling die Kinderstuben vieler Wildtiere. Auch wenn die Wiese „frei“ und „leer“ erscheint, die Wildtiere wissen sich zu tarnen. Oftmals befinden sich Lager der Jungtiere oder Gelege der Bodenbrüter nicht weit von den Wegen entfernt, nicht sichtbar für uns.

Das ist der Grund, weshalb verantwortungsvolle, dem Tierwohl und Tierschutz nahestehende Hundehalter gerade in dieser Zeitspanne ihre Hunde nicht in Wiesen und Felder laufen und spielen lassen, sondern auf den Wegen halten. 

Gelege der Bodenbrüter können zerstört, Jungtiere getötet werden. Dabei muss der Tod nicht direkt durch den Hund herbeigeführt werden. Ein Kontakt, der Geruch des Hundes am Jungtier kann ausreichen, dass das Jungtier nicht mehr von seinem Muttertier angenommen wird und daher in Konsequenz qualvoll verdurstet und verhungert.

 

Landwirtschaftliche Ernte mit Tier- und Naturschutz 

Eine Gefahr für Gelege der Bodenbrüter und für Jungtiere besteht darin, dass die landwirtschaftlich genutzten Wiesen im Mai und Juni gemäht werden. Gelege können nicht flüchten, Rehkitze haben in den ersten zwei Wochen nach der Geburt keinen Fluchtinstinkt. Aber auch ältere Rehkitze oder Hasen können sich vor der Gefahr oftmals nicht retten. Die modernen Mähwerke mit ihrer Größe und Geschwindigkeit erlauben Wildtieren in vielen Fällen nicht, rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich zu flüchten, um dem sicheren Tod zu entgehen.

Die seit Jahrzehnten gängige Lösung des Dilemmas liegt in der Kombination der Landwirtschaftsernte mit dem notwendigen, gesetzlich vorgeschriebenen Tier- und Naturschutz. 

In vielen Fällen führt der Landwirt das Absuchen der zu mähenden Fläche nicht selbst durch, sondern informiert andere Naturschützer, die das Absuchen für den Landwirt übernehmen. Dies können freiwillige Helfer sein oder in vielen Fällen die Jägerschaft des zugehörigen Jagdreviers, die dann die Flächen vor der Mahd absuchen.

In Maisach/Überacker übernimmt seit 2022 der neu gegründete Verein „Natur und Wild e.V.“ die Rehkitzrettung, sofern eine Information über eine geplante Mahd rechtzeitig erfolgt.